in Halle (Saale)
Nach unten scrollenIm Jahr 1925 nach den Ideen des Bauhauses gegründet, legte die Burg Giebichenstein in der Händelstadt Halle an der Saale mit ihrer langjährigen Tradition als Kunsthochschule seinerzeit auch Karl Rödel einen Grundstein für seinen Lebens- und künstlerischen Schaffensgang. Dort wurde er unter anderem von den Malern Charles Crodel und Erwin Hahs sowie dem Schriftkünstler Herbert Post unterrichtet. Die Kunst der Bildhauerei lernte er bei Gerhard Marcks. Nicht zuletzt dieser vielseitigen Kombination hatte Karl Rödel wohl auch sein künstlerisches Multitalent zu verdanken. Seine Lehrzeit auf der Burg Giebichenstein von 1929 bis 1933 gilt als die Maßgeblichste in seiner Karriere als Künstler. Während dieser Phase wurde sein Leben und Werk stark von Begegnungen und Einflüssen mit und von anderen Künstlern geprägt.
Doch Rödel erlebte auf der Burg, wie sie im Volksmund kurz genannt wurde, auch erste Unterdrückungen der Nazi-Zeit. Die Burg und ihre Künstler, die die Idee einer erweiterten Kunst durch Integration des Handwerks verfolgten, blieb nicht von faschistischen Angriffen verschont.
Bei der „Hallischen Kunstschau“ im Jahr 1933 wurden Werke von Charles Crodel und seinen Schülern Kurt Bunge und Karl Rödel zerkratzt und schließlich aus der Ausstellung entfernt. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurde die Kunstschule auf der Burg geschlossen, was für ihre Künstler vorerst das Ende ihrer freien kreativen Arbeit und auch ein Zusammenbruch in ihrer Gemeinschaft bedeutete.
Nach seinem Kriegsdienst wurde Rödel im Jahr 1947 nach Wiedereröffnung der Kunstschule ein Lehrauftrag als Leiter der Klasse für Lithografie an der Burg Giebichenstein erteilt. Für Rödel bedeutete die Arbeit als Lehrer an der Burg eine große Ehrung. Er liebte den engen Zusammenhalt unter den „Burg-Künstlern“, der auch zu einer speziellen, sehr angenehmen und feinsinnigen Atmosphäre im künstlerischen Halle der 1940er und 50er Jahre beitrug. So veranstaltete Rödel zum Beispiel seine Rödel-Feste auf dem Bauerngut in Wörmlitz, auf dem er aufgewachsen war. Diese Feste entwickelten sich zu Treffen der wichtigsten Künstler aus Halle und Umgebung. Sie waren in aller Munde und weit über die Grenzen Halles hinaus bekannt. Man feierte viel, tauschte sich aus. Der Dresdener Kunsthistoriker Fritz Löffler betonte 1949, dass Halle und seine Künstlergemeinschaft die engste und fortschrittlichste Deutschlands sei.
Rödel pflegte engen Kontakt zu seinen Hallenser Lehrern Charles Crodel und Erwin Hahs, ebenso zu anderen Burg-Künstlern wie Gustav Weidanz, Karl Müller, Willi Sitte und Herbert Stockmann. Auch sei hier Conrad Felixmüller genannt, der zu dieser Zeit zwar außerhalb der „Szene“ als Universitätszeichenlehrer in Halle arbeitete, aber dennoch nicht von unbedeutender Wirkung für Rödels Werdegang war.
Alle diese und noch viele weitere Künstler und Individualisten, beeinflussten seinen künstlerischen Weg maßgeblich. Rödel stand inmitten dieser engen Künstlerschaft, was auch seine rege Ausstellungsbeteiligung in und um Halle belegt.
Ein erneuter herber Rückschlag ereilte Rödel im Jahr 1952 als er, wohl aus subjektivem "Neid" des Vorstandes, von der Burg entlassen wurde. Die Trennung von seiner Liebe zur Burg und seinem dortigen Lehrerdasein, aber auch von der Stadt Halle mit ihrer Atmosphäre und Architektur, fiel ihm schwer. Er siedelte nach Mannheim über, wo er ein Jahr später eine private Kunstschule gründete, die auf den Zielen der Hallenser Schule aufbaute und deren Ziele weiterführte. Rödels Dogma, dass wirkliche Kunst nur durch wirkliches Können entstehen und bestehen könne, bestimmten trotz Experimenten mit neuen Techniken und Materialien weiterhin sein künstlerisches Schaffen. Sein Werk erfreute sich besonders in den 1950er und 60er Jahren breiter Beliebtheit.
Rödels Kunst wurde bis zu seinem Tod von den halleschen Farben und Formen geprägt und enthielt immer die unvergleichliche „Burg-Besonderheit“. Er lässt sich zweifellos der expressiven Haltung der Hallenser Künstler dieser Zeit zuordnen. Ein Vierteljahrhundert wirkte der gebürtige Hesse in der Stadt an der Saale und betrachtet man sein Gesamtwerk, so kann man mit Sicherheit sagen, dass Halle ihm ein prägender Lehrer sowohl hinsichtlich seines künstlerischen Schaffen als auch seiner Lebensweise war.